Wenn Erwachsene verschwinden, liegt die Ursache oft in einer akuten oder länger andauernden psychischen Krise, einer Erkrankung, einem Unfall, gezielter Absicht oder schlichtem Orientierungsverlust.
Viele dieser Fälle lassen sich vermeiden – durch einfache Regeln und Strukturen im Alltag, die helfen, Risiken zu reduzieren oder ganz auszuschließen.
Gesundheitliche und psychologische Prävention
Psychische Unterstützung
Wichtig ist es, auf Anzeichen von Depression, Angst, Suizidgedanken oder Sucht zu reagieren. Neben professioneller Hilfe durch Therapeutinnen und Therapeuten spielen Gespräche im familiären und sozialen Umfeld eine zentrale Rolle.
Deshalb sollten wir im Alltag nicht vergessen zu fragen: „Wie geht es dir?“, oder zu sagen: „Du bist mir wichtig.“
Verhaltensänderungen beobachten
Rückzug, der Wunsch zu „verschwinden“ oder plötzliche Selbstisolation können Warnsignale sein. Fragen Sie nach, nehmen Sie solche Signale ernst und bieten Sie Unterstützung an.
Regelmäßiger Kontakt
Im schnellen Alltag geht der Austausch mit nahestehenden Menschen oft unter. Nehmen wir uns bewusst Zeit für Gespräche mit Familie und Freunden – so lassen sich Veränderungen frühzeitig erkennen.
Prävention bei älteren und erkrankten Menschen
Informiertes Umfeld
Familienangehörige und Nachbarn sollten über gesundheitliche Einschränkungen älterer Menschen Bescheid wissen. Kennt man Erkrankungen wie Demenz, Alzheimer, Diabetes oder Herzprobleme, kann man schneller reagieren, wenn sich jemand ungewöhnlich verhält oder nicht zurückkehrt.
Sicheres Wohnumfeld
Türen, Gartentore oder Zugänge sollten so gesichert sein, dass desorientierte Personen das Haus nicht unbemerkt verlassen können.
Identifikation
Ein Notfallarmband, eine Notiz im Portemonnaie mit ICE-Kontaktdaten („In Case of Emergency“/”Im Notfall”) oder eine eingenähte Telefonnummer in Jacke oder T-Shirt können im Notfall hilfreich sein.
Technische Hilfsmittel
GPS-Uhren, Ortungs-Apps oder medizinische Notfallarmbänder sind bei der Suche nach vermissten Personen sehr nützlich.
Prävention im Alltag
Vertraute informieren
Teilen Sie mit, wohin Sie gehen, wann Sie zurückkommen und wen Sie treffen – selbst bei einem kurzen Treffen mit Freunden. Im Vermisstenfall sind solche Informationen für die Einsatzkräfte äußerst hilfreich.
Im Wald unterwegs
Ein geladener Akku, aktivierte Standortfreigabe, eine Taschenlampe und Ersatzbatterien gehören zur Grundausstattung.
Sicher reisen
Vermeiden Sie es, allein in unbekannte Gegenden zu reisen, ohne jemanden darüber zu informieren.
Risikoverhalten vermeiden
Treffen mit Unbekannten an abgelegenen Orten, Mitfahrgelegenheiten mit Fremden oder das Mitnehmen von Anhalterinnen und Anhaltern bei Alleinfahrten sind potenziell gefährlich.
Aktuelle Fotos bereithalten
Familien sollten aktuelle Bilder der Angehörigen aufbewahren und besondere Merkmale wie Narben oder Tattoos kennen.
Soziale und gesellschaftliche Prävention
Beziehungen pflegen
Menschen, die sich einsam, überflüssig oder als Belastung empfinden, sind häufiger betroffen. Die Aktivierung älterer Menschen – etwa durch Seniorengruppen, Bibliotheken oder Nachbarschaftsangebote – hilft, gesellschaftliche Isolation zu vermeiden.
Aufmerksames Umfeld
Familienangehörige und Nachbar:innen sollten sensibel auf Abwesenheit reagieren – besonders bei Personen, die regelmäßig in der Umgebung unterwegs sind.
Depression und das Risiko, vermisst zu werden
Depression zählt zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Erwachsenenalter – und wird leider noch oft unterschätzt.
Sie äußert sich nicht nur durch Traurigkeit oder Antriebslosigkeit, sondern auch durch:
Energiemangel
Entscheidungsschwierigkeiten
Schlaf- und Appetitstörungen
Rückzug und Interessenverlust
Gefühle von Sinnlosigkeit
Unbehandelt kann eine Depression zu riskantem Verhalten führen – etwa zu Selbstverletzungen, Suizidversuchen oder einem plötzlichen Verlassen des Wohnorts ohne Mitteilung an Angehörige.
Betroffene wollen sich häufig „zurückziehen“ – sie meiden soziale Kontakte und suchen gezielt die Einsamkeit. Umso wichtiger ist es, Symptome früh zu erkennen und ernst zu nehmen.
Wichtige Maßnahmen zur Vorbeugung
Regelmäßiger Kontakt, um Isolation zu vermeiden
Auf Warnzeichen achten, z. B. plötzliche Verschenkung persönlicher Dinge oder Andeutungen über „einen Schlussstrich“
Ermutigung zur professionellen Hilfe, z. B. durch Psycholog:innen oder Selbsthilfegruppen
Offene Gespräche über Gefühle, um das Gefühl zu vermitteln: „Du wirst gesehen. Du wirst verstanden.“
Nicht immer ist Depression sichtbar
Menschen mit Depression wirken nach außen oft völlig „normal“ – sie lachen, gehen zur Arbeit, funktionieren im Alltag. Und trotzdem können sie innerlich tief leiden.
Gerade deshalb ist Unterstützung so entscheidend – bevor aus einer Krise ein Vermisstenfall wird.
Warnzeichen ernst nehmen
Experten betonen: Depression ist keine Schwäche, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung – und sie ist behandelbar. Die Symptome sind vielfältig und werden oft mit Müdigkeit oder schlechter Laune verwechselt.
Besondere Aufmerksamkeit ist geboten bei:
ständiger Erschöpfung und Niedergeschlagenheit
Antriebslosigkeit im Alltag
Konzentrationsproblemen (z. B. beim Lesen oder Fernsehen)
sozialem Rückzug
innerer Unruhe, Reizbarkeit
Schlafstörungen (Ein- oder Durchschlafprobleme, übermäßiges Schlafbedürfnis)
Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust
körperlichen Beschwerden ohne erkennbare Ursache
Wenn solche Symptome über längere Zeit bestehen, sollte man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Unbehandelt verschlimmert sich eine Depression häufig und kann schwerwiegende Folgen haben.
Früherkennung und Therapie verbessern die Lebensqualität deutlich – und können Leben retten.
Psychologische Hilfe und Anlaufstellen
Polen
800 70 2222 – Zentrum für Unterstützung von Erwachsenen in psychischer Krise
Kostenlose, anonyme, rund um die Uhr erreichbare Hilfe
Website: https://stopdepresji.pl
Deutschland
Telefonseelsorge Deutschland – anonym, kostenlos, rund um die Uhr
0800 111 0 111
0800 111 0 222
116 123
Im Vermisstenfall: sofort handeln
Warten Sie nicht!
Die Annahme, man müsse 24 Stunden warten, um eine vermisste Person zu melden, ist falsch.
Egal wie alt die betroffene Person ist – melden Sie das Verschwinden umgehend!
Rufen Sie sofort die Polizei oder den Notruf 112.